Der Kern des Artikels: https://opensource.com/article/22/10/docs-as-code ist die Vorstellung des „Docs as Code“-Ansatzes: Dokumentation wird wie Software behandelt und mit denselben Werkzeugen geschrieben, versioniert und veröffentlicht. Aus Sicht eines Digitalisierungsspezialisten bietet dieses Prinzip weitreichende Vorteile und neue Herausforderungen. (siehe auch: https://www.olivermark.de/?p=309)
Übersetzung des Artikels ins Deutsche
Einige Ingenieure und Handwerker sind bei ihren Werkzeugen besonders wählerisch. Für eine gute Arbeit braucht man die besten Werkzeuge und das Können, sie einzusetzen. Die besten Tools aus der Softwareentwicklung können in anderen digitalen Bereichen sehr wirkungsvoll sein. Ein gutes Beispiel dafür ist das Docs as Code-Prinzip. Docs as Code bedeutet, dass Dokumentation mit denselben Werkzeugen und Workflows erstellt wird wie Software. Befürworter berichten, dass dies zu besserer Dokumentation führt und die Arbeit der Autor:innen erleichtert.
Textformate und Versionskontrolle
Die größte Umstellung beim Wechsel von klassischen Plattformen zu Docs as Code ist, dass Inhalte fortan im textbasierten Markup-Format gespeichert werden. Dadurch stehen alle Werkzeuge für Textmaterial zur Verfügung – egal ob DocBook, Markdown, oder ein anderes Markup-System. Der Wechsel zu Standardformaten und zu einer Tool-Vielfalt ist ein bedeutender Schritt.
Die Auswahl passender Tools ist wichtig. Viele Entwickler:innen bleiben beim gewohnten Code-Editor. Doch auch für Redakteur:innen, Lektor:innen, Informationsarchitekt:innen und Dokumentationsverantwortliche muss der Werkzeugkasten passen. Möglichkeiten sind:
Einer der vielen verfügbaren Markdown-Editoren
Code-Editoren mit guten Vorschaufunktionen, die auch für Nicht-Programmierer:innen zugänglich sind
Die Weboberflächen populärer Git-Hostingdienste, gerade für gelegentliche Mitwirkende
Sobald Inhalte sicher in Markup abgelegt sind, kann das Projekt Versionskontrolle wie Git nutzen – ein Open-Source-Tool mit vielen Funktionen, die klassische Dokumentationsplattformen nicht bieten:
Detaillierte Versionshistorie, die jeden Änderungsschritt nachvollzieht
Einfache Parallel-Entwicklung per Branches: Jede:r kann beliebige Änderungen entwickeln, die am Ende zusammengeführt werden
Erweiterte Kollaborations- und Reviewtools, um jede Änderung im Detail zu prüfen und zu diskutieren
Automatisierte Qualitätsprüfungen wie Rechtschreib- und Linkchecks, die Zeit sparen und Fehler vermeiden
Versionskontrolle hat viele Vorteile, erfordert aber Einarbeitung. Für Neue gibt es hochwertige Lernressourcen speziell für Dokumentierende.
Pull Requests und Review-Prozesse
Alle Versionskontroll-Plattformen arbeiten mit Pull Requests (oder Merge Requests). Einzelne oder Teams stellen eine Änderung zusammen und „bitten“ um Aufnahme ins Hauptprojekt. Gerade bei Doku ist das Zusammenführen oft leichter als bei Code: Ein Artikel-Update löst keine komplexen Abhängigkeiten aus.
Der wichtigste Helfer: das „Diff“-Tool, das Änderungen gegenüberstellt. Dafür gibt es verschiedene Ansichten: nebeneinander, inline oder direkt als gerendertes Markdown. Teammitglieder wählen ihr bevorzugtes Tool. Für kleine Änderungen eignen sich Webansichten, für größere Unterschiede bevorzugen viele lokale Tools wie vimdiff oder Meld.
Kommentare können sich auf die gesamte Änderung oder einzelne Zeilen beziehen. Manche Projekte setzen eine maximale Zeilenlänge oder beginnen jede neue Zeile, um Kommentarstellen besser adressierbar zu machen. Der ganze Änderungs- und Begutachtungsprozess wird dokumentiert und im Repository sichtbar gemacht.
Continuous Integration & Deployment
Dokumentationsquellen im Klartext bieten viele Vorteile: Sie sind einfach zu durchsuchen und mit bestehenden Tools wie wc, grep oder tree zu bearbeiten. Mit Versionierung werden weitere etablierte Tools nutzbar – alles Open Source.
Ein großer Vorteil: Automatisierte Rollouts. Wird ein Pull Request angenommen, wird die Dokumentation automatisch live geschaltet – etwa mit Jenkins oder über Git Hooks. Systeme wie Hugo oder Sphinx erzeugen daraus die Doku-Website.
Ebenso automatisiert sind Prüfungen: Prose-Linter wie Vale checken zum Beispiel die Gliederung oder Rechtschreibung. Linkchecker prüfen die Erreichbarkeit aller Links.
Code-Tools im Doku-Workflow
Die aus der Softwareentwicklung vertrauten Tools sind universell einsetzbar und bringen Effizienz – besonders, wenn Dokumentation sich genauso schnell weiterentwickeln muss wie die Software.
Alle genannten Tools sind Open Source und eignen sich für kleine wie große Teams. Möge Ihr Doku-Prozess so reibungslos laufen wie Ihr Code-Prozess.
Analyse aus Sicht eines Digitalisierungsexperten
Docs as Code steht exemplarisch für die Digitalisierung von Unternehmensprozessen und fördert eine agile, fehlerarme und kollaborative Arbeitsweise. opensource
Die Verwendung offener Standards (z.B. Markdown) und Open-Source-Tools (z.B. Git, Hugo) steigert die Zukunftssicherheit und Interoperabilität von Wissensspeichern.
Durch Automatisierung (CI/CD, Linting, Linkprüfungen) entsteht eine kontinuierliche Qualitätssicherung, die klassische Redaktionsteams effizienter macht.
Zugleich erfordert der Ansatz eine gezielte Kompetenzentwicklung auch bei klassischen Wissensarbeiter:innen, um die Vorteile moderner Entwicklungsplattformen zu heben. Es entsteht vermehrt Bedarf an transdisziplinären Kompetenzen (u.a. Versionskontrolle, Branching-Strategien, Pull Request Reviewkultur).
Die Möglichkeit, Änderungsvorschläge (Pull Requests) und Diskussionen transparent zu versionieren, bringt eine neue Qualität in die Mitwirkung vieler Akteure und verbessert Nachvollziehbarkeit bei Fehleranalysen.
Für größere Organisationen kann Docs as Code Fragmentierung vorbeugen, weil der Quelltext von Dokumentation und Software synchronisiert und an einer Stelle nachvollziehbar bleibt.
Die Einführung verlangt sorgfältige Change-Management-Prozesse, da Toolumstieg, neue Routinen und ein Wechsel der Arbeitskultur zur offenen Kollaboration Herausforderungen darstellen.
Insgesamt macht Docs as Code Wissensprozesse resilienter und compliancefähiger, da Standards und Prozesse für Code auf kritische Unternehmensdokumentation übertragen werden können.
Docs as Code markiert einen wichtigen Schritt im Rahmen digitaler Transformation: Es bricht Silos auf, verkürzt Innovationszyklen und professionalisiert den Umgang mit dokumentiertem Wissen deutlich – vorausgesetzt, Organisationen investieren aktiv in Qualifizierung und achten auf offene, partizipative Einführungsszenarien. opensource