💻 Eine neue Nachhaltigkeit: Warum Open Hardware die Computerwelt grüner macht
Zum Originalartikel: RESET.ORG: Eine neue Nachhaltigkeit: Warum die Computerwelt mit Open-Hardware grüner wäre – Lucie Hartmann von MNT Research im Gespräch
Kurzzusammenfassung
Open Hardware ist der Gegenentwurf zu geschlossenen Tech-Ökosystemen und bietet einen Schlüssel zu mehr digitaler Nachhaltigkeit. Durch frei verfügbare Baupläne und modulare Komponenten ermöglicht es Open Hardware, Geräte selbst zu reparieren, zu reproduzieren und funktionierende Teile weiterzuverwenden. Lucie Hartmann von MNT Research erklärt, wie dieses „Second-Life-Prinzip“ Elektroschrott reduziert und Nutzern die Kontrolle über ihre digitalen Werkzeuge zurückgibt.
Der „Walled Garden“ muss fallen
Herkömmliche Computer und Smartphones funktionieren oft wie ein „Walled Garden“: Wir dürfen die Technologie bewundern, aber es ist schwierig, aus dem Ökosystem des Herstellers herauszukommen oder eigene Komponenten einzubringen. Diese geschlossene Architektur fördert die geplante Obsoleszenz und trägt massiv zum Elektroschrott bei.
Open Hardware ist die Antwort auf dieses Problem. Wie Lucie Hartmann von MNT Research erklärt, geht es darum, dass Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Geräte behalten – ein essenzielles Instrument für Wissenszugang und Arbeit.
Was genau ist Open Hardware?
Open Hardware überträgt die Prinzipien der Open Source Software auf die physische Welt. Das bedeutet:
- Transparente Lizenzen: Alle Schaltpläne, 3D-Modelle für das Gehäuse und Komponenten sind frei im Netz verfügbar und durch Lizenzen (wie die CERN-OHL) geschützt, die eine Veränderung und Weiterverwendung erlauben.
- Quellenoffenheit: Bei Hardware sind die „Quellen“ keine Codezeilen, sondern die detaillierten Baupläne, die zur Reproduktion des Geräts notwendig sind.
Das Produkt von MNT Research, der MNT Reform Laptop, ist ein Paradebeispiel dafür: Er wurde von Grund auf so offen und transparent wie möglich entwickelt.
Der ökologische Vorteil: Das Second-Life-Prinzip
Open Hardware ist nicht zwingend per se nachhaltiger gebaut, aber es schafft die Möglichkeit zur Zirkularität (Kreislaufwirtschaft), die bei geschlossenen Systemen fehlt.
Lucie Hartmann beschreibt das „Second-Life-Prinzip“:
- Modulare Komponenten: Ist ein MNT Reform Laptop defekt oder veraltet, sind seine Teile als modulare USB-Geräte konzipiert.
- Weiterverwendung: Die hochwertige mechanische Tastatur kann herausgenommen und als externe Tastatur weiterverwendet werden. Das Motherboard kann in einem Desktop-Gehäuse ein zweites Leben erhalten.
Diese Interoperabilität stellt sicher, dass funktionierende Komponenten nicht entsorgt werden müssen, nur weil ein anderes Teil des Laptops defekt ist – ein häufiges Problem bei verklebten und festgelöteten Geräten.
Kontrolle, Reparatur und Reproduzierbarkeit
Der größte Unterschied zu herkömmlichen Geräten liegt in der Reproduzierbarkeit und Reparierbarkeit:
- Einfache Reparatur: Obwohl die Geräte komplex sind, können Nutzer:innen dank der offenen Pläne Reparaturen selbst vornehmen und Komponenten nach Belieben austauschen – ohne auf Herstellerautorisierungen angewiesen zu sein, wie es beispielsweise bei iPhones der Fall ist, deren Fingerabdrucksensoren nach einer Reparatur oft nicht mehr mit dem Originalteil kompatibel sind.
- Kein erzwungenes Upgrade: Wenn der Hersteller die Produktion oder den Support einstellt, kann die Community oder ein Dritter die Baupläne nutzen, um Ersatzteile herzustellen und das Produkt weiter am Leben zu halten.
Open Hardware ist somit ein starkes Argument gegen die Wegwerfkultur und gibt Enthusiasten und Expert:innen die Entscheidungsmacht über ihre digitalen Werkzeuge zurück. Es ist ein Plädoyer dafür, Produkte so lange wie möglich am Leben zu halten.
weitere Links:
Link zu MNT Research, Berlin