Resilienz als oberstes Gebot der Digitalisierung
Die Technik der letzten Zuflucht
In der Welt des Permacomputing, das sich gegen die Verschwendung und die geplante Obsoleszenz der modernen Digitaltechnik stellt, nimmt Kollaps-Computing eine einzigartige und besonders radikale Position ein.
Es geht nicht nur darum, weniger zu verbrauchen oder alte Geräte wiederzuverwenden – das Feld des Kollaps-Computing plant für ein Szenario, das die meisten von uns lieber verdrängen: den Zusammenbruch komplexer, zentralisierter Infrastrukturen.
Kollaps-Computing wird definiert als die Nutzung von Technologie, die einen Ausfall der industriellen Produktion oder der Netzwerkinfrastruktur überstanden hat. Es ist der ultimative Test für digitale Widerstandsfähigkeit.
Warum das Szenario eine Rolle spielt
Die heutige digitale Welt ist hochgradig vernetzt und komplex. Wir verlassen uns auf globale Lieferketten für Mikrochips, auf Cloud-Server für unsere Daten und auf eine konstante, zuverlässige Stromversorgung. Ein großer, globaler Schock – sei es eine schwere Naturkatastrophe, eine geopolitische Krise oder ein längerer Ausfall der Energieversorgung – könnte diese empfindliche Infrastruktur schnell zum Erliegen bringen.
Kollaps-Computing ist die Antwort darauf. Es fragt: Welche digitalen Werkzeuge bleiben funktionsfähig und nützlich, wenn das System versagt?
Die Philosophie dahinter ist tief in der Permakultur verwurzelt, die darauf abzielt, Lebensräume so zu gestalten, dass sie bei Störungen widerstandsfähig bleiben. Im digitalen Raum bedeutet dies, sich auf Lösungen zu konzentrieren, die unabhängig, robust und wartbar sind, selbst wenn keine neuen Teile oder Updates mehr verfügbar sind.
Die technischen Anforderungen an Resilienz
Um als „Kollaps-Computing-fähig“ zu gelten, muss Technologie bestimmte Merkmale aufweisen, die im Widerspruch zum aktuellen Design-Mainstream stehen:
- Langlebigkeit und Einfachheit: Die Geräte müssen extrem robust gebaut sein. Sie nutzen oft ältere, weniger komplexe Hardware, die weniger anfällig für Fehler ist und deren Funktionsweise vollständig verstanden werden kann.
- Wartbarkeit: Sie müssen mit einfachen Werkzeugen und leicht verfügbaren Ersatzteilen repariert werden können. Spezialschrauben, verklebte Gehäuse oder proprietäre Betriebssysteme sind ausgeschlossen.
- Unabhängigkeit: Die Systeme müssen lokal funktionieren und dürfen nicht von einer ständigen Internetverbindung oder zentralen Cloud-Diensten abhängig sein. Die Datenverarbeitung und -speicherung erfolgt lokal.
- Open Source: Bevorzugt wird Software und Hardware, deren Baupläne und Code offen zugänglich sind. Nur so kann eine kleine Gemeinschaft oder Einzelperson die Technologie auch ohne Hersteller-Support pflegen und anpassen.
Praktische Beispiele aus der Krise
Das Kollaps-Computing ist nicht nur eine theoretische Übung. Viele historische oder alternative Technologien erfüllen diese Kriterien bereits:
- Veraltete PCs: Ältere Computer, auf denen einfache, ressourcenschonende Linux- oder BSD-Distributionen laufen, können oft jahrelang weiterarbeiten.
- Low-Tech-Netzwerke: Anstelle des Internets könnten lokale Mesh-Netzwerke (Ad-hoc-Netze), die keine zentrale Infrastruktur benötigen, zur Kommunikation genutzt werden.
- Handbücher und Dokumentation: Die physische Speicherung von Anleitungen und Dokumentationen – gedruckt oder auf redundanten, lokalen Datenträgern – wird wichtiger als Online-Wissensdatenbanken.
Der Fokus liegt dabei auf der Funktionalität, nicht der Geschwindigkeit. Kollaps-Computing ist Technologie, die sich darauf beschränkt, die wesentlichen menschlichen Bedürfnisse (Kommunikation, Organisation, Wissensspeicherung) auch unter extremen Bedingungen zu erfüllen.
Die Befürworter von Permacomputing, die diese Ansätze verfolgen, handeln aus der Überzeugung, dass wir die Technologie wählen müssen, die nicht nur für uns bequem, sondern vor allem überlebensfähig ist.
📚 Quelle
Dieser Artikel basiert auf den Prinzipien des Permacomputing, die unter anderem in folgendem Beitrag diskutiert werden:
- RESET.ORG: Permacomputing – Warum es höchste Zeit ist, dass Permakultur auch in der digitalen Welt Wurzeln schlägt. (Abgerufen am 11. November 2025). Link zur Quelle