usedom, guzzi, dominator, zelten, campen, mit dem motorrad an die ostsee, nazipack, glatzen, hess gedenktag,24 stunden dominator
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Usedom 1998

Einer der heißesten Sommer lag vor uns. Und dazu noch der heißeste Monat des Jahres.
Wir, das waren Barbara und ihre Freundin Steffi, Holger und ich, hatten eine Woche eingeplant. Eine Woche in der die Mädels mit dem Auto und wir Jungs mit unseren Huddeln nach Usedom an die Ostsee fahren wollten. Steffi hatte dort oben Verwandte und so wären wir günstig für die Tage untergekommen. Natürlich wollten wir zelten.

Mittlerweile waren wir durch Holgers Guzzi leidgeprüft. Die Erinnerung an die Mai-Ausfahrt zum Lago Maggiore steckte noch frisch in meinem Kopf. Aber diesmal würde alles besser laufen, so viel war sicher. Meinte Holger.

An einem schönen Augustmorgen hatten wir unsere Moppeds vollgeladen, einiges war zum Glück im Auto von Barbara verpackt, nicht schlecht, um die groben Dinge loszuwerden. Gegen 4 Uhr fuhren wir in Heidelberg los. Mit Hilfe eines Routenplaners hatte ich eine direkte Linie zwischen Heidelberg und Usedom gezogen, so daß die Route mitten durch den Odenwald verlief, wo meine Eltern leben.

Nach etwa 30 Kilometern war es mal wieder soweit: im schönen Ort Rimbach, dort wo ich jahrelang zur Schule gegangen war, begann Holgers Guzzi zum ersten Mal nur auf einem Topf zu laufen. Also die erste Zwangspause nach ca. 40 Minuten Fahrzeit um 5 Uhr morgens. Das fängt ja wieder gut an.

Nach kurzer Reparatur des kleinen Mangels ging es weiter über Reichelsheim, irgendwann die Gegend bei Darmstadt, dann weiter Richtung Fulda.

Uns begleitete traumhaftes Wetter. Der frische Morgen und die noch kühle Luft machten das Reisen mit meiner Dominator zur perfekten Freude. Ich war mal wieder so richtig zufrieden. (Allerdings sollte dies das letzte Mal sein, daß ich mit meiner Winterjacke eine Sommertour mache, aber die Hitze kommt ja erst noch).

Mitten in Fulda, als wir gerade den Ausweg auf kleinere Straßen suchten, flog eine Amsel irgendwie in mein Mopped und kam hinten nicht wieder raus. Während ich noch verzweifelt darüber nachdachte, wo zur Hölle das Vieh nun wohl innerhalb meines Einzylinders verhackstückt würde, sah ich im Rückspiegel Holger mal wieder zurückfallen und abbiegen.

Ich drehte und fuhr zu ihm, um die Sachlage zu erfahren.
„Mittlerweile ist mir der zweite Vergaserstutzen auch noch abvibriert. Zum Glück hab ich noch genug Ersatz dabei“, erklärte mir Holger.
„Was? Du bist die ganze Zeit nur mit einem Vergaser gefahren?“, fragte ich verdutzt, während er die beiden Vergaser aus dem Zwischenraum von Zylinder und Motorblock aus den Kabeln herausfriemelte. „Jo!“, antwortete Holger.

„Oh, Mann!“, sagte ich und wir beide hatten mal wieder so richtig was zum lachen. Jedesmal wenn ich mit Holger unterwegs war ging was kaputt. Es gab niemals die Tour, bei der nix kaputtging. So war das, und so war es immer wieder das reine Abenteuer mit Holger auf Tour zu gehen. Diese kleinen Probleme waren immer nur unwichtige und freudige Abwechslungen zum normalen Touralltag. Ob ich darauf hätte verzichten können, lasse ich mal im Rahmen der Abenteuerlust dahingestellt. Spätestens bei der Gibraltartour drei Jahre später waren Moppedschäden aber nicht mehr witzig.

Hinter Fulda überquerten wir dann die ehemalige Grenze zur DDR. Bei Eisenach überfuhren wir eine Bergkuppe, die Straßen änderten sofort ab Thüringen ihre Beschaffenheit. Die Sonne schien und eigentlich war es dort oben sehr reizvoll, als wir den ehemaligen Wachturm passierten wirkte man irgendwie, wie Zeitversetzt. Erinnerte mich an die Serie „Heimat“, hatte was ähnlich „ursprüngliches“. Lag aber wohl eher an der Straße, als am Wachturm. Und da ich auch nicht besonders politisch korrekt bin, hatte ich auch keinerlei Probleme mit auftretender möglicher „Betroffenheit“. War mir eher egal. Immerhin schön, daß man da jetzt unbehelligt langfahren konnte. Sonst wärn wir eben woanders lang gefahren. Egal, eben.

In Eisenach machten wir ne Pause auf dem Marktplatz und parkten unsere Mühlen direkt vor der Kirche, die dort steht. Ein schöner Tag (das sagte ich glaube ich schon) eine gute Reise, bis dahin.

Der Begriff „Ursprünglichkeit“ war nicht von ungefähr gewählt. Die Straßen die wir befuhren, die Dörfer, die wir durchfuhren ließen einem in dem Glauben, man wäre hier wirklich in den fünfziger Jahren unterwegs. Was man eben so kennt, von Filmen, Erzählungen und Bildern. Naja, es war einfach eine wunderbare Reise.
Das Endurofahrwerk hatte auch so richtig was zu tun, denn die Qualität der bereits öfters erwähnten Straßen, war nicht besonders für kurze Federbeine gemacht. Also genau die richtigen Moppeds, um hier unterwegs zu sein.

In Quedlinburg verfransten wir uns so richtig, und während ich mal wieder sinnlos anfing unter meinem Helm meine Wut auszukochen, fuhr Holgi schlauerweise einfach jemanden fragen. Manchmal kann ich aber wirklich kindisch sein.

Im Nirgendwo zwischen Quedlinburg und Magdeburg hatte es schon eine Weile locker 30 Grad im Schatten. Die Gegend war sehr flach, überall Weizenfelder, die von dicken Mähdreschern verackert wurden, überall Staub und Hitze. Meine Route führte uns über Straßen, die bei uns zuhause als Wanderwege gerade mal so durchgehen würden. Nur der entgegenkommente (Trabbi-)Verkehr ließ uns weniger an der Richtigkeit des Weges zweifeln. Einmal tuckerten wir quer durch irgendwelche Waldwege, bei denen nun aber auch kein Gegenverkehr mehr herrschte. Aber, mit Erfolg meisterten wir auch diese „Gefahren“ und so kamen wir gegen vier Uhr nachmittags bei Madgeburg (Burg hieß der Ort) an einem Campingplatz am See an.

Hier machten wir unsere erste Rast, bauten die Zelte auf und teilten den Platz mit unmengen von Ossi-Schülern, die jetzt wohl gerade alle Ferien hatten. Und es wimmelte vor lauter Mücken, je näher man am See war. Das war der Grund, warum ich nicht ins Wasser ging. Vielleicht aber auch, weil ich zu dieser Zeit locker 85 Kilo auf den Rippen hatte. Das war immerhin meine „dickste“ Zeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Am nächsten Morgen ging es weiter, durch Magdeburg, wobei ich kaum glauben konnte, daß es eine Stadt gibt, in der mehr gebaut wurde als hier. Ich sei noch nicht in Berlin gewesen, sagte man mir später. Naja.

Später durchfuhren wir noch eine Menge neuer Städte, Neuruppin, Neustrelitz, Neubrandenburg. Gegen späten Abend überfuhren wir die Verbindung rüber auf die Halbinsel Usedom. Unglaublich, aber wenn auf diesen Straßen mal ein Lastwagen, oder ein Camper unterwegs war, sammelte sich dahinter eine Schlange von dutzenden von Touristen, die da wohl alle hin wollten. Zum Glück waren wir mit dem Mopped unterwegs und so gelang es uns doch einige dieser Wracks hinter uns zu lassen. Wir genossen die Fahrt ohne weitere guzzi-technische Zwischenfälle und kamen gegen Abend in Koserow an, wo wir die Mädels treffen sollten. Wir fanden das Haus und den Garten dahinter. Und auch mein Zelt, welches schon aufgebaut war. Aber keine Mädels. Schön, daß wir nicht in den Garten kamen und nach etwa 10 Stunden Fahrt in großer Hitze noch eine Weile warten konnten, bis das Weibsvolk sich von ihrem Einkaufstrip herbeimühte. Für unsere Probleme gab es natürlich kein Verständnis, von einer Nachvollziehbarkeit war natürlich erst recht keine Rede. So waren sie, die Mädels.

Direkt hinter dem Garten ging es in ein Sumpfgebiet über, welches durch hohes Gras verdeckt war. Sumpfgebiet und 30 Grad im August? Richtig! Soviel Autan kann man sich gar nicht ständig überkippen, als daß man irgendwann mal Ruhe vor den tausenden von Stechmücken hat. Wird man tagsüber nur etwa jede halbe Minute überfallen, so fangen diese Scheißviecher ab der Dämmerung so richtig an loszulegen. Selbst meine dicken Jeans halfen nicht. Von kurzen Hosen konnte ich ganz absehen. Schön, so im Sommer.

Steffi hatte uns vorgewarnt, daß wir nur das erste Wochende im Garten übernachten konnten, da am Sonntag ihre anderen Verwandten mit ihrem Camper dort aufkreuzen sollten, und da wären wir wohl „fehl am Platz“. Naja, sei´s drum.

Am gleichen Abend war wohl der Todestag von irgend so einem Altnazi, und wirkte ich erstaunt, daß hier also alle Glatzen, die ich zuletzt Ende der 80er während meiner Abiturfeier in unserem Schulhof ertragen mußte, verweilt hatten. Ich muß schon sagen, als ich die halben Meter langen Schnürstiefel und Skinheadjacken hier wieder sah, war mir echt zum kotzen zumute. Das schönste aber daran war, daß Steffi, die dumme Nuß natürlich gerade heute auf die Idee kam, an den Strand zu gehen, weil sie ja nunmal hier irgendwelche „Wurzeln“ hatte. Tolle Wurzeln. Als sie einfach nicht wiederkommen wollte, zog Holger los um sie zu holen. Also begleitete ich ihn, obwohl ich dazu sagen muß, daß ich das nur äußerst ungern tat, denn daß Steffi ein wenig eingeschränkt dachte, war uns allen bewußt. Also liefen wir beide zum Strand, mitten durch einen Haufen Glatzköpfen, die alle Flaschen in den Händen hielten und rumgröhlten, um Steffi zu finden.

Und wir fanden sie auch.
Besonders schön fand Holger und ich, daß sie sich lautstark beschweren wollte, als wir gerade wieder durch diesen ganzen Abschaum durchmußten, um zurück zum Garten zu kommen. Wir belaberten sie so leise wie möglich, daß sie ihre vermaledeite Fresse halten solle, und daß uns es einen Scheißdreck interessierte, daß sie erwachsen sei und keine Aufpasser gebrauchte, daß sie auf sich selbst aufpassen könne und außerdem sei sie ja Polizistin. „Sag das am besten noch lauter“, flüsterten wir ihr zu, und zum Glück versuchte sie ihre Wut irgendwie bei sich zu behalten, zumindest bis wir weit genug weg waren.

Danach waren Holger und ich uns klar darüber, daß man solch einen Menschen einfach machen lassen sollte. Scheiß drauf, wir hätten doch bloß die Fresse vollgekriegt und nicht sie. So sindse halt die Weiber. (Manche wenige jedenfalls).

Am nächsten Morgen träumte ich noch sehr fest, als ich den Satz immer und immer wieder vernahm „wassn hierlos? Räumen!! Rääääääuuuuumennnnn!!!“
Immer wieder kam dieser Satz in mein Bewußtsein, so lange, bis ich merkte, daß ich gar nicht mehr träumte!

Steffis Verwandte waren da!

„Wassn hier los? Halt die Schnauze!“, dachte ich bei mir schlaftrunken, als ich Steffi auch schon sagen hörte: „Hallo! Ach ihr seid ja schon da, wir dachten ihr kämt erst morgen!“

„Nein, die Steffi, ach Gott wir dachten ihr seid Fremde! Nein, ihr könnt doch gerne hierbleiben!“, antwortete eine kniffige, eingezwängte Stimme, war wohl eine Tante von ihr.

„Na klasse, dann brauchen wir den Scheiß nicht wieder abbauen!“, dachte ich schon zufrieden bei mir, als ich erneut Steffi sagen hörte: „Nein, natürlich suchen wir uns einen anderen Platz!!“.
???

„Mann, ist die Frau sowas von bescheuert!!“, war ich nun endgültig überzeugt. Aber im nachhinein wars doch besser, denn die miesen Mücken hätten uns wohl noch komplett ausgesaugt.

Also erwachten wir zwangsläufig und packten wieder unsere Sachen. Als ich ein letztes Mal auf den Holzdonnerbalken gehen wollte, der dort im Garten in einem kleinen Holzhäuschen untergebracht war, sah ich nochmal Steffis Tante, die wohl kurz vor mir den gleichen Gedanken gehabt hatte. Nun einer Tante von Steffi beim Kacke zuzuschauen ist kein besonderer Gaumenschmaus und kein Stück erregend, aber so werde ich als Resümee über den ersten Tag in Usedom immer das Bild von der scheissenden Tante in meinem gequälten Kopfe bewahren und Reue über diesen Trip mit Steffi in meinem Herzen.

Wir fuhre weiter. Nach Rügen, zu einem Campingplatz in der Nähe des Ortes Altenkirchen, also irgendwie am Wasser. War auch sehr schön da, viele Ferienurlauber, ne Menge junger Leute, keine Glatzen und wir kamen in einer ruhigen Ecke direkt hinter der ersten Düne unter, wo wir unsere Zelte aufbauten. Also endlich mal ins Wasser. Sicher wir waren auch schon in Koserow am Strand gewesen, war auch schön, aber hier wars ziemlich leer und deshalb schöner. Ich warf also meine 85 Kilo ins Ostdeutsche Salzwasser und wunderte mich nicht, daß ich oben schwamm. Holger baute von morgens bis abends Sandburgen und die anderen und ich, wir sonnten uns eben. N´bißchen Wasser, bißchen Sonne, was man eben so macht am Meer.

Nach drei Tagen hatte ich mir - vor lauter Langeweile - durchs ständige Pfeiferauchen so die Gosch verbrannt, daß ich die Gaumenentzündung noch zwei Wochen später mit mir rumschleppte. Heute noch frage ich mich, warum wir damals nicht mit den Hobeln nach Polen rüber gefahren waren, aber die Guzzi von Holger war einfach nicht zuverlässig genug. War schon ärgerlich, aber was solls.

Nun gibts Moppedtechnisch eigentlich nicht viel über diesen Urlaub zu berichten, also kürze ich das ganze Maleur mal ab und komme zur Rückreise.

Morgens um 9 gings los. Holger und ich hatten uns vorgenommen, uns drei Tage Zeit für die Rückfahrt zu nehmen und so fuhren wir als erstes in Richtung Ostberlin an die Oder. Auch hier war einfach zu sagen, daß die Gegend wie fürs Moppedfahren gemacht ist. Sicherlich sind manche Straßen nicht kurvig genug, aber so zum „in die Gegend schauen“ ist das einfach genau richtig. Um fünf Uhr abends kamen wir in Strausberg an, dem Ort, in dem mein Vater nach dem Krieg groß geworden war und in dem ich nun wiederum einige Verwandte habe. Ein Besuch war allerdings nicht geplant und mittlerweile kamen wir zu der Überzeugung, daß wir vielleicht doch direkt heimfahren sollten. Nach kurzer Beratung an einer Tankstelle in Petershagen hatten wir entschieden die Autobahn nach Hause zu nehmen. Die Idee über Leipzig zu fahren, war vielleicht nicht so toll, aber einen Kompromiß konnte man ja eingehen. Also auf gings, auf die Autobahn.

19.00 Uhr: Berlin ist umfahren.
22.00 Uhr: Dresden ist erreicht, wir machen eine Pause. Es ist arschkalt also ziehe ich meine Regenkombi über meine Winterjacke.
22.00 bis 03.00 morgens: auf den Fahrt über Leipzig, Gera, Jena, Erfurt, Eisenach weissnichtwas überkommt mich die Müdigkeit, daß ich mich versuche mit der Biene Maja von Karel Gott singend über Wasser zu halten.
22.00 bis 03.00 Uhr: Holgers Guzzi knallt aus einem Pott, mit immerhin ganzen 90 Sachen kreuzen wir zusammen mit Schwerverkehr auf deutschen Straßen.
03.00 Uhr: irgendwie erreichen wir Alsfeld, hier war ich in der Nähe beim Bund und niemals hätte ich geglaubt die Gegend mal ohne Abscheu durchfahren zu können. A5, Du hast uns wieder.
06.30 Uhr: ich drehe in den Odenwald zu meinen Eltern ab, während Holgers Guzzi sprotzend auf einem Zylinder nach Heidelberg weiterknallt.
07.00 Uhr: ich entkleide mich und wundere mich nicht über angeschwollene Beine und Pickel am Arsch, daß man es kaum glauben mochte.
Am nächsten Morgen erzählt Holger, er habe nochmal anhalten müssen, um Zündkerzen zu wechseln, und das um 6 Uhr morgens kurz vor Heidelberg am Autobahnrand.

Fazit: nachdem ich meine Extremitäten auskuriert habe, komme ich zu dem Schluß nie wieder die Nacht mit einem Mopped durchzufahren. Und mir leichte Sommerklamotten zu besorgen.
Und nach Usedom fahr ich auch nie wieder!!

Holger hatte die Guzzi danach nicht mehr lange. Aber seine Tenere hatte auch so ihre Mühen (siehe die späteren Berichte!)

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